Freitag, 20. Dezember 2013

Freitag, den 20.12.13 - Siem Reap, Kambodscha

Heute steht eine Runde Kulturschock an. Wer dafür nicht bereit ist, liest nur den Einstieg...

Ich bin also Sonntag von Sihanoukville nach Phnom Penh weiter. Im Bus hab ich direkt einen netten Australier getroffen, der dann spontan, statt nach Siem Reap zu fahren, mit mir in Phnom Penh geblieben ist. Nach 6 oder 7 Stunden Busfahrt war uns nicht nach mehr, als ein Bierchen zu trinken. Daraus wurden dann einige Cocktails und am Ende eine wilde und lustige Nacht mit ein paar Leuten, die in unserer Unterkunft gearbeitet haben. Tag zwei in Phnom Penh ist dank Kater nicht weiter erwähnenswert. Am Tag danach hab ich mir dann mit Sam, den ich dort wieder getroffen habe, das S21 Museum und die Killing Fields angesehen. So. Dazu nun erstmal eine kleine Einführung...

So.
Frage: Wer von euch hat überhaupt schon mal vom Völkermord in Kambodscha in den 70er Jahren gehört? Traurigerweise hat davon nämlich fast niemand eine Ahnung, mich selbst (bis dahin) eingeschlossen. 

Die Kurzfassung: 1975 kam in Kambodscha eine kommunistische Gruppierung namens Rote Khmer an die Macht, die in den folgenden dreieinhalb Jahren über ein Viertel der Bevölkerung (rund 2 Mio Menschen) ermordete. Viele der Szenarien erinnern stark an die Nazis im zweiten Weltkrieg und doch scheint es in der westlichen Welt fast niemanden interessiert zu haben (oder zu interessieren).

Für mehr: http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Khmer

Ich war dann also in einem Museum, das anfangs eine Schule war und dann zur Zeit der Roten Khmer zu einem Gefängnis umfunktioniert wurde, in dem rund 20.000 Menschen gefoltert und hingerichtet wurden. Man kann dort die ehemaligen Zellen, Folterinstrumente und etliches mehr besichtigen. Und am bewegendsten ist, dass damals von jedem Insassen bei seiner Inhaftierung (aufgrund erfundener Anschuldigungen) Fotos gemacht wurden, die nun dort ausgestellt sind. Viele Bilder sind von Frauen und Kindern. Andere Bilder zeigen die Leichen der Gefolterten und Ermordeten.Ich war lange am überlegen, ob ich diese Bilder hier zeigen soll, ich finde es aber wichtig, über so etwas Bescheid zu wissen. Wer zart besaitet ist, scrollt nach unten.





Das sind Bilder von den Killing Fields, dazu unten mehr.


Im Anschluss an das Museum sind wir dann zu den Killing Fields weiter gefahren. Dorthin wurden, ähnlich den KZs, Schätzungen nach mindestens 200.000 Menschen deportiert und ermordet. Insgesamt gab es rund 300 solcher Orte in Kambodscha, wobei der bei Phnom Penh gelegene am größten war. Die Stätte heißt Choeung Ek und es fanden hier rund 17.000 Menschen den Tod.

Mehr dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Killing_Fields

Wenn man Choeung Ek besichtigt, bekommt man Köpfhörer und einen Audioplayer und erhält während man die einzelnen "Stationen" auf dem Gelände besucht Erklärungen zu diesen. Außerdem kann man sich Berichte von Überlebenden anhören. Ich weiß nicht, wie ich in Worte fassen soll, was diese Geschichten mit einem machen. Wenn ich so darüber schreibe, klingt es trocken und sachlich, es ist aber wahnsinnig bewegend und treffend gewesen. Man bekommt erzählt, wie ein Mann die Ermordung seines Cousins mit ansehen musste, wie eine Mutter ihren acht Monate alten Sohn verlor. Man hört die Parolen der Roten Khmer (z.B. "Lieber aus Versehen einen unschuldigen töten, als unabsichtlich einen Feind am Leben lassen") und bekommt an einem Baum stehend zu hören, dass die Khmer dort Babies an den Füßen gepackt haben und sie gegen den Stamm geschmettert haben, um sie zu töten.
Wer möchte, darf sich gern Ausschnitte durchlesen, die ich von den Schildern abfotografiert habe, die ehemalige Gebäude markieren.











Dies ist eine Stupa zum Gedenken der Opfer. In ihr werden einige der Todenschädel aufbewahrt, die noch immer auf dem Gelände gefunden werden. Neben Kleidung und anderen Knochen der Opfer. 



Insgesamt war der Besuch sehr berührend und auch wenn er einen sehr betroffen und nachdenklich stimmt, bin ich froh, dass ich diese Orte gesehen habe.

Das war also mein letzter Tag in Phnom Penh und am Mittwoch bin ich dann nach Siem Reap weiter. Hier gefällt es mir wahnsinnig gut, die Stadt wirkt jung und lebendig, ein paar Straßen von meiner Unterkunft entfernt sind der Night Market (der riesig ist!) und die "Pub Street" - selbsterklärend =)

Nicht weit von Siem Reap liegt Angkor, eine enorme Tempelanlage. 200km² groß und insgesamt wurden dort mehr als 1000 Tempel entdeckt. Wir haben uns gefühlt genauso viele angesehen ;) die letzten Tempel, die ich auf meiner Reise noch sehen musste... Viel mehr werd ich dazu nicht schreiben, nachdem wir gestern 6 Stunden (von Mittags bis Sonnenuntergang) und heute genauso lang (von 6 Uhr Früh zum Sonnenaufgang bis Mittags) dort waren, bin ich ziemlich kaputt und kulturgeschockt! Aber es war wahnsinn!



Am Straßenrand lebt offenbar eine Affenhorde:








Weniger schön: Überall verkaufen Kinder Souveniers und sind oft mit ihren sehr jungen Geschwistern unterwegs - von den Eltern keine Spur.






Das war Tag eins, hier kommt Tag zwei:


Jemand Tomb Raider gesehen? Der spielt offenbar hier:

(mein Lieblingstempel)





Nur mal so für Größenverhältnisse der Bäume und Wurzeln:









Nicht nur die Tempel sind super schön, sondern die ganze Anlage:











Nach so viel Kultur freue ich mich jetzt auf eine Runde shoppen, gutes Essen und zwei Wochen Strand im Süden von Thailand ab Montag! (Sonntag Früh gehts los!)

Countdown: Noch vier Tage bis Weihnachten, das wird verrückt =)